Glocknerman

Glocknerman Fotos ]

Von: Gernot Turnowsky

Simmaweg 13

8074 Raaba

Tel:0316/ 408-4546

Fax: 0316/ 408-4508

 

Betrifft: Bericht Radrennen Glocknerman von den Radzwillingen Gernot und Horst Turnowsky vom „Radklub Raaba“ www.radklub.com

 

Was ist eigentlich der „Glocknerman“? Kurz beschrieben ist der Glocknerman ein NonStop

Radrennen von Graz zum Großglockner und wieder retour. Genau die richtige Herausforderung

für meinen Bruder und mich, da wir schon immer solche Radfernfahrten als sportliche Herausforderung

suchten.

Und am Donnerstag, dem 14.Juni war es dann so weit. Mein Bruder Horst und ich starteten um 18 Uhr

daserste Mal beim bereits 5.Glocknerman.

Der Start erfolgte direkt vom Schwarzl – Freizeitzentrum. 723 Kilometer, 10.100 Höhenmeter lagen vor uns.

Am Start waren einigen starke Fahrer, darunter auch Franz Venier aus Tirol, der dieses Rennen schon

zwei Mal gewinnen konnte.

Für uns war dieses lange Bergrennen eine neue Erfahrung und sollte als Vorbereitungsrennen für das heurige

Race across the alps dienen.

Die ersten Kilometer führten uns vom Schwarzl aus über Wundschuh-Zwaring-Pöls-Waldschach-St.Nikolai

im Sausal auf Kitzeck. Bereits vor Kitzeck wagte ein Fahrer einen Fluchtversuch. Diese Attacke blieb jedoch ohne Reaktion und so konnte der Fahrer wegfahren. Das Tempo war anfangs mäßig. Das Wetter hatte Gott sei Dank Erbarmen mit uns. Knapp vor uns zog eine schwarze Gewitterwolke voraus, die jedoch einen weiten Bogen um uns einschlug.

Nach ca. 3 Fahrstunden näherten wir uns der ersten Hürde, derSoboth. Diese Auffahrt ist 28 Kilometer lang

und darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Wieder riskierte ein Fahrer eine Attacke und auch dieser Fluchtversuch gelang.Das Tempo wurde merklich schneller und so fielen die ersten Fahrer zurück. Es bildete sich eine 7-8 starke Verfolgergruppe. Nach ca. 1 ½ Stunden Bergauffahrt erreichten wir die Soboth. Es wurde schon merklich kühler

und die Fahrer zogen lange Trikots sowie Beinlinge und Gamaschen über. Inzwischen wurde es Nacht und die

Abfahrt konnte nur mehr mit Licht gefahren werden.

 

Die nächsten Kilometer führten uns von Lavamünd - über Bleiburg - St.Michael ob Bleiburg – St.Stefan –Sittersdorf

nach Eisenkappel (die südlichste Gemeinde von Österreich). Durch eine enge Schlucht und vorbei an der Trögener Klamm näherten wir uns dem Anstieg auf den Schaidasattel. Das Verfolgerfeld blieb geschlossen.

Nach einer kurzen aber gefährlich engen Abfahrt passierten wir Zell/Pfarre und gelangten nach Ferlach im Rosental.

Das Feld war nun schon einige Zeit unterwegs und das Kramen in den Taschen nach Essbarem wurde immer häufiger.

Gute Düfte nach pikanten Weckerln, Bananen und Müsliriegeln schweiften durch die Luft.

Auch die Betreuer mussten immer aktiver werden, um die ständighungrigen Radfahrern zu verköstigen.

 

Schon seit einiger Zeit merkte ich bei meinem Bruder Horst ein Unwohlsein in der Magengegend und ich hoffte,

dass es nichts Ernstliches sei.

 

Das Feld rollte weiter und wir passierten Villach – Spittal – Lendorf – Möllbrücke. Die Müdigkeit machte sich

schon sehr bemerkbar. Und als wir auf die Uhr schauten, bemerkten wir dass das Erreichen des Zugs in Mallnitz

schon recht knapp wird. Darauf beschlossen wir etwas auf das Tempo zu drücken. Die Müdigkeit verflüchtigte

sich sofort und jeder war wieder hellwach. Mit hoher Geschwindigkeit passierten wir Obervellach und nahmen

gleich den Anstieg nach Mallnitz in Angriff. Und siehe da ca. 2 Kilometer vor der Bahnstation konnten wir

unsere Ausreißer einholen und wir waren wieder komplett.

 

Um Punkt 5.20 Uhr fuhren wir mit dem Zug durch den Tauerntunnel nach Böckstein. Diese halbe Stunde Rast

kamen uns allen recht und wir nützen sie zum Essen und Schlafen.

 

Kaum stand der Zug stürmten bereits 2 Fahrer samt Rad aus dem Zug und fuhren nach Badgastein in das

Gasteinertal. Etwas verspätet nahm dann eine 4-köpfige Gruppe darunter mein Bruder, Franz Venier,

ein Deutscher und ich die Verfolgung auf.

 

Bereits wieder in der Helligkeit fuhren wir das durch Nebel eingehüllte eiskalte Gasteinertal hinaus.

Vorbei an Taxenbach und Bruck an der Glocknerstraße näherten wir uns mit großen Schritten dem Dach der Tour.

Ca. 25 Kilometer der schwersten Bergwertungskategorie wartete auf uns und das Ganze nach rund 350 Kilometer.

 

Das Wetter war wunderschön und der Nebel wich immer mehr der stärker werdenden Sonne.

Inzwischen holten wir wieder die beiden Ausreißer von Böckstein ein und übernahmen wieder die Spitze.

Horst fuhr anfangs sehr stark, aber das wirkte nur nach außen hin so. Bei ca. einer Seehöhe von 1.800 Meter

musste mein Bruder, geplagt von extremen Magenkrämpfen, aufgeben. So blieb ich nun ohne meinen Bruder

im Rennen und meine geplante Taktik konnte ich vergessen.

 

Inzwischen erreichten Franz Venier und ich die Großglockner Passhöhe am Fuschertörl.

Meine Betreuer hatten alle Hände voll zu tun, mich für die bevorstehende Abfahrt vorzubereiten.

Und Bernhard Wendler und Thomas Ledinegg machten diesen Job perfekt.

Das Panorama war überwältigend unddas Wetter war hervorragend. Nach der kurzen Rast, in der auch der

Deutsche wieder aufschließen konnte, fuhren wir eine rasante Abfahrt nach Heiligenblut.

Der Großglockner zeigte sich majestätisch weiß im herrlich blauen Hintergrund.

Richard Gorbach, unser treuer Freund und Hobbyfotograf, nützte die farbenprächtigen Kulissen für viele Fotos.

Doch konnten wir nur kurz dieses Naturschauspiel bewundern, da das Wegschauen bei Tempo 85-90 km/h

absolut tödlich enden kann.

 

Durch das herrliche Mölltal ging es dann weiter in Richtung Winklern – Stall und Obervellach.

Starker Gegenwind bremste uns sehr und der Kraftaufwand war um vieles höher. Ab Obervellach merkte

ich dann,dass weder Franz Venier noch der Deutsche viel Lust auf Führungsarbeit hatten.

Und so übernahm ich von Obervellach über Spittal – Villach – Finkenstein- das gesamte Rosental über

Ferlach – St.Margarethen – Abtei – Bleiburg bis Lavamünd den überwiegenden Teil der Führungsarbeit.

Und das sollte sich beim Anstieg auf die Soboth bitter rächen. Nach 2,3 Attacken von Franz Venier

musste ich ihn fahren lassen. Zuviel Kraftverschwendung durch die Führungsarbeit und dadurch

zu wenig Nahrungsaufnahme zwangen mich zu einer langsameren Fahrt auf die Soboth.

Schließlich konnte mich auch der Deutsche noch überholen. Oben angelangt war ich sehr ausgelaugt

und nahm einige Energiedrinks zu mir.

Es war nun sehr schwer mit diesem Kräftemanko noch viel herauszuholen.

Geschwächt und mit einer Erfahrung mehr für das nächste große Rennen fuhr ich das Rennen als

sicherer Dritter über Eibiswald – Fresing – Kitzeck – St.Nikolai – Preding – Pöls – Zwaring – Wundschuh

zum Schwarzl/Freizeitzentrum zu Ende. Ganze 28 Stunden war ich für die 723 Kilometer unterwegs und habe

ein weiteres großes Ziel in meinem Leben erreicht.

Zuerst etwas enttäuscht über meine Dummheit, soviel Führungsarbeit zu leisten, aber nach kurzer Zeit sehr glücklich

als Dritter gesund ins Ziel gekommen zu sein, fuhr ich in der Nacht zufrieden nach Hause.

 

Gernot Turnowsky

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