Es war eine große sportliche Herausforderung die
heurige Ö-Tour NON-Stop zu bewältigen.
1.133 Kilometer 21 Berge (2x Großglockner und Kitzbüheler Horn) waren Faktoren
die in uns
ein mulmiges Gefühl entstanden ließen, da wir auch wußten, daß im Vorjahr
die wesentlich
leichtere Ö-Tour 1999 auch schon NON-STOP versucht ,jedoch nicht geschafft
wurde.
Der Start war am Donnerstag dem 1.Juni um 10.20 Uhr in Gröbmimg.
Mein Bruder und ich begannen vom Start an eher langsam.Die Strecke führte 2 Mal
über die Ramsau-Vorberg-Pichl-Schladming und 3 Mal über Mitterberg nach Gröbming
zurück.
Schon die erste Etappe mit 150 Kilometer erreichte 2.500 Höhenmeter.
Das Wetter war prachtvoll und wir genossen die herrliche Dachstein-Kulisse.
Danach ging es weiter über-Liezen-Admont-Buchauersattel- nach Weyer und Großraming.
Auch in dieser Gegend war es sehr bergig und der Ort Großraming lag auf einer
Anhöhe.
Nun hatten wir bereits knapp 400 Kilometer und fast 4.000 Höhenmeter hinter uns
und waren über unseren hohen
Schnitt von fast 30 km/h überrascht.
In Pettenbach machten wir dann die erste kurze Pause (ca. 3 Stunden) von 0.20 -
3.15 Uhr.
Wir schliefen im Camper während unsere Betreuer auf einer Fußballwiese übernachteten.
Früh morgengs starteten wir wieder und es ging weiter über Gmunden-Bad
Ischl-Gosau-Paß Gschütt-Annaberg-Bischofshofen auf den Dientenpaß, der durch
seine 15 %-Steigung sehr schwer zu fahren war.
Gleich danach fuhren wir über den Filzensattel nach Saalfelden.
Über Mittag wurde es brütend heiß und wir nahmen viel Flüssigkeit zu uns.
Wolfgang Pickl unser medizinischer Betreuer bekam bereits große Bedenken, ob
wir den Energiehaushalt von ca. 16.000 kcal / Tag bei dieser großen Hitze zu
uns nehmen können, da durch die ständige Überbelastung die Gefahr einer
Appetitlosigkeit immer gegeben ist. Da wir grundsätzlich nur mit fester Nahrung
unterwegs waren, und mein Bruder und ich jede Art von chemischer Nahrung und
putschenden Mitteln ablehen war eine ständige Nahrungsaufnahme der Grundsatz für
eine erfolgreiche Durchführung dieser Aktion.
Das Wetter war perfekt und auf einmal als wir über Hochfilzen nach St.Johann in
Tirol kamen, sahen wir das Kitbüheler Horn.
Und schließlich nach 640 Kilometer und schon merklich müde standen wir vor der
Auffahrt auf das Kitzbüheler Horn.
Es war ein Schock als wir die "WAND" vor uns sahen.
Sofort schalteten wir auf unser größtes Ritzel (25-Zähne) zurück und
begannen die Auffahrt.
Am Anfang kamen wir in einen guten Rythmus und alles schien recht gut zu gehen.
Aber die Steigung von 16 % wurde nie flacher und so kam ich ca. in der Hälfte
der Strecke in meinen aneroben Bereich (ca170-175 Pulsschläge), was für solche
Ausdauerleistung sehr schlecht ist.
Die letzten 3 Kilometer wurde zu einer Qual, wir hatten keine Kräfte in den Händen
mehr. Aber der Wille war stark und nach 48 Minuten erreichten wir erschöpft die
Station am Kitzbüheler Horn.
Nach einer kurzen Zwangspause rasten wir den Berg hinunter und fuhren über den
Paß Thurn-Mittersill-Zell-Bruck nach Fusch an der Glocknerstraße.
Bereits etwas angeschlagen machten wir die 2.Pause von ca. 3 Stunden (0.00-3.00
Uhr).
Nun stand das Dach der Tour vor uns, und das gleich 2 Mal.
Um 3.30 Uhr in der Früh waren wir bereits wieder im Sattel und begannen mit der
Auffahrt auf das
Fuschertörl. Bei Sonnenaufgang und traumhaften Wetter mit blutorangem Gletscher
im Hintergrund erreichten
wir ohne größere Probleme die Paßhöhe. Zu unserer Überraschung konnten wir
mit Pulswerten zwischen 130-140
auf den Paß fahren, wodurch wir etwas regenerieren konnten.
Gleich darauf begann eine schnelle Abfahrt in das Mölltal und weiter über den
Iselsberg nach Lienz.
Nach einer kurzen Runde im "Lienzer Raum" (Tristacher See) fragten wir
uns schon über Sinn oder Unsinn unserer Aktion, nun schon wieder, nach 800
Kilometern ein 2.Mal über den Glockner fahren zu müssen.
Die Sonne stand inzwischen wieder hoch über uns und die Hitze war fast unerträglich.
Trotz allem fuhren wir mit einem guten Rythmus ein zweites Mal über den
Glockner.
Nach einer zweiten rassanten Abfahrt ging es weiter in das Gasteinertal. Die Müdigkeit
schlug nun immer mehr zu
(bereits 12.000 Höhenmeter hinter uns) und wir konnten uns kaum noch auf das
Fahren konzentrieren.
Und es kam was kommen mußte. Ich hatte einen Sekundenschlaf und fuhr über
das Straßenbankett in den Graben
wobei Gott sei Dank nichts passierte.
Das war Alarm genug eine kurze Konzentrationspause von 20 Minuten einzulegen.
Nach einer Tasse starkem Kaffee konnten wir den Rest der Tour, die von Bad
Gastein über Zell-Saalfelden-Weißbach-Lofer--Paß
Strub-Waidring-Pillersee-Hochfilzen-Saalfelden- nach Saalbach führte, ohne
Probleme hinter uns bringen.
Dank eines perfekten Betreuerteams konnten wir uns nach 1.150 Kilometer , einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h ,14.980 Höhenmeter und einer
Nettofahrzeit von 45 Stunden + 6 Stunden Schlaf, beruhigt und sehr zufrieden und
mit dem Wissen als 1. Österreicher die Ö-Tour NON-STOP geschafft zu
haben, ins Bett zur Ruhe begeben.
Zur Verwunderung unseres Betreuer verloren wir während der Tour nur 0,5
Kilogramm.
Gernot Turnowsky