Hartberger Radsportwoche 2014

In diesem Jahr war ich zum ersten Mal in Hartberg bei der Weltradsportwoche am Start. Auch Georg und Otto wollten bei dem einen oder anderen Einzelrennen an den Start gehen. Insgesamt war die Veranstaltung sehr gut organisiert, vor allem die Ausschilderungen waren vorbildlich (dadurch konnte man auch leicht schon im Vorhinein ein paar Streckenabschnitte besichtigen) und bei jedem Rennen wurden wir von einem Begleitmotorrad angeführt, welches die anderen Verkehrsteilnehmer warnte.

 

14.08. - Prolog: Hartberg Hauptplatz, 1400m

 

Im Gegensatz zum letzten Jahr gehörte der Prolog diesmal zum Pflichtprogramm der Radsportwoche, auch die Fahrzeiten gingen in die Gesamtwertung ein. Insofern durfte man sich nicht übermäßig schonen.

Andererseits fand die Siegerehrung erst um 22:00 Uhr statt und wegen des frühen Starts am nächsten Vormittag wollte ich die Teilnahme daran gerne vermeiden. So war ich dann auch nicht unzufrieden, als der Streckensprecher beim letzten Starter der Klasse Hobby 1 doch noch eine schnellere Zeit als bei mir durchsagte.

 

15.08. - Kriterium: Hartberg Bahnhofstraße, 15 Runden à 1,13km

 

Der Start meiner Rennklasse war etwa zur Hälfte des Wettbewerbs gegen 11:30 Uhr. Inzwischen hatte man sich etwas orientiert, was die einzelnen Konkurrenten anging. In der Gesamtwertung waren wir lediglich zu siebt, dafür aber eine recht internationale Angelegenheit: Alexey (Russland) hatte im Prolog das gelbe Trikot erobert, ich (Deutschland) lag gute 5 Sekunden dahinter auf Rang 2. Die anderen Fahrer, Karl (Österreich), Kim (Ukraine), Mario (Österreich), Syd (USA) und Thomas (Österreich) hatten bereits über 10 Sekunden Rückstand. Zusätzlich waren bei einigen Rennen Tagesstarter dabei, die nicht in die Gesamtwertung eingingen. Zu erwähnen wären hier insbesondere Michael Klug (Deutschlandsberg), der außer am Prolog an allen Rennen teilnahm, sowie Kenneth Mercken

(Belgien) und Wolfgang Marcher (Voitsberg), die bei jeweils zwei Rennen dabei waren. Der Start wurde kurzfristig mit der Klasse Hobby 2 zusammen gelegt, damit sich ein hinreichend großes Feld zusammen finden konnte.

Jede dritte Runde gab es einen Wertungssprint mit 5,3,2,1 Punkten, bei denen sich jedes Mal Kenneth die Maximalpunkte sicherte. Ich fuhr absichtlich mit Blick auf die Gesamtwertung und hielt mich aus allen Sprints heraus. Erst am Ende beschleunigte ich das Tempo und konnte mir im abschließenden Sprint den zweiten Platz sichern, was den vierten Tagesrang und ein paar Hundertstel aufgeholten Rückstand auf Alexey bedeutete.

 

16.08. - Straßenrennen: Sebersdorf, 2 Runden à 38km

 

Beim nächsten Rennen fuhren auch Georg und Otto als Tagesstarter in ihren Klassen Master II und III mit. Die beiden starteten 15 Minuten früher als das Rennen der Hobby 1/2. Ich sollte sie erst im Ziel wieder sehen, doch dazu später. Bei den Hobbyfahrern waren mit Kenneth, Wolfgang und vor allem Helmut Pitzl einige starke Tagesstarter dabei, die das Rennen schon auf den ersten Metern bei kräftigem Rückenwind sehr schnell machten. Die drei setzten sich auf der mit etwa 300 Höhenmetern mittelschweren Runde recht bald ab. Letztendlich gewann Helmut Pitzl mit deutlichem Vorsprung in der Klasse Hobby 2, Kenneth und Wolfgang belegten 6 Minuten dahinter die ersten beiden Plätze bei Hobby 1. Für die etwa 20 Fahrer in der, nennen wir sie einmal großzügig "Verfolgergruppe", ging es schon bald nur noch um die weiteren Plätze.

Wurde die erste Runde noch einigermaßen zügig gefahren, fiel das Tempo in der zweiten Runde doch stark ab, weil niemand zu viel arbeiten wollte. Auf den letzten Kilometern versuchte ich es mit einem Angriff und kam zunächst auch von der Gruppe weg. Mein Plan war es, ein paar Sekunden auf Alexey aufzuholen und nach Möglichkeit sogar das gelbe Trikot zu übernehmen, 4km vor dem Ziel wurde ich jedoch leider wieder eingeholt. Auf der folgenden Abfahrt und den letzten 2 Kilometern bis ins Ziel konnte ich mich aber immer in den ersten beiden Positionen halten. Die letzte 90° Kurve 250m vor dem Ziel nahm ich als Erster, konnte diese Position im Schlusssprint verteidigen und so Tagesrang 3 in meiner Klasse erreichen. Otto rettete sich als Nachzügler der Master III noch etwa 5 Meter vor unserer Gruppe ins Ziel.

 

In der Gesamtwertung trennten mich noch etwa 4,5 Sekunden vom gelben Trikot.

 

18.08. - Straßenrennen: Hartberg, 3 Runden à 21km

 

Am Ruhetag hatten Otto und ich den Anstieg zum Pöllauberg in Augenschein genommen und ansonsten Kräfte für die folgenden Aufgaben gespart. Am Start von Hobby 1/2 die erste Ãœberraschung: Nur ein gelbes Trikot war im Startblock zu sehen – wie ich später erfuhr, hatte Alexey den Start nicht rechtzeitig gefunden und die Etappe nach einer erfolglosen Aufholjagd letztendlich aufgegeben. Somit fuhr ich im virtuellen Maillot jaune, das ich am Ende des Tages auch tatsächlich übernehmen wollte. Die Strecke verlief nach Süden bis Sebersdorf und Ebersdorf. Die ersten beiden Runden waren bis auf einzelne Ausreißversuche, die jedoch alle im Keim erstickt wurden, relativ ereignislos. In der letzten Runde wollte ich im giftigen Anstieg nach Ebersdorf attackieren und konzentrierte mich so darauf, im Vorderfeld in diesen Anstieg hinein zu fahren. Unten griff ich sofort an und konnte mich auch gleich absetzen. Ich etwas flacheren Mittelstück kamen einige Fahrer wieder heran, aber nach der letzten Rampe waren wir nur noch zu dritt. Am Ende der Abfahrt hatte ich ein kleines Loch auf meine beiden Verfolger Michael und Kim. Da die Chancen auf ein Durchkommen zu dritt viel besser standen, versuchte ich nicht alleine durchzuziehen. Eine kurze Absprache genügte und wir kreiselten zu dritt die letzten Kilometer dem Ziel entgegen. Den kurzen Zielanstieg fuhr Michael von vorne, Kim musste abreißen lassen und hinterließ mir eine Lücke von ein paar Metern. Zum Glück hatte ich von uns dreien an diesem Tag den stärksten Antritt, wodurch ich Michael hinter mir lassen und meinen ersten Tagessieg erringen konnte.

 

In der Gesamtwertung führte ich nun 20 Sekunden vor Kim und etwa 1 Minute vor Karl. Alexey wurde wegen seiner Aufgabe die Zeit des Letzten plus einer Sekunde angerechnet, wodurch er ganze 25 Minuten verlor und nun keine reellen Chancen mehr auf das Podium hatte.

 

19.08. - Straßenrennen: Hartberg – Pöllauberg, 33,5km

 

Die Klassen Hobby 1/2 starteten an diesem Tag als erste Richtung Pöllauberg. Mit Wolfgang war wieder ein starker Tagesstarter dabei, was die Renntaktik deutlich beeinflussen sollte. An meinem ersten Tag in Gelb wollte ich die Gesamtführung natürlich verteidigen oder am Besten noch ausbauen. Da Wolfgang aber sicherlich Ambitionen auf den Tagessieg hatte, wollte ich mich an ihm orientieren. Auf der teils sehr welligen Strecke bis nach Pöllau verschärfte Wolfgang auch immer wieder das Tempo und machte allen anderen das Leben sehr schwer. Letztendlich blieb die Gruppe aber fast komplett beisammen. Am Pöllauberg kamen sofort die ersten Attacken durch Michael und Wolfgang und bereits nach wenigen hundert Metern waren wir nur noch zu dritt. Meine beiden Begleiter spielten in der Gesamtwertung keine Rolle, was mir einigen Auftrieb verlieh, vor allem, da von den Verfolgern bald auch auf längeren Geraden nichts mehr zu sehen war. Allerdings war ich froh, Wolfgangs mörderisches Tempo überhaupt mitgehen zu können und kämpfte lediglich darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Im oberen Bereich wurde der Anstieg für einige Zeit flach und Michael übernahm die Führungsarbeit.

Mein Augenmerk lag zu der Zeit nur noch darauf, so viel Zeit wie ich konnte zwischen mich und die Verfolger in der Gesamtwertung zu legen. So fuhr ich von vorne in die letzte Rampe hinein und versuchte, das Tempo möglichst hoch zu halten. Wolfgang fuhr mir auf den letzten Metern noch davon, während Michael seinerseits mein Hinterrad nicht mehr halten konnte. Ich erreichte das Ziel somit als Zweiter.

 

Hinter uns Dreien hatte sich eine große Lücke aufgetan, wodurch sich mein Vorsprung in der Gesamtwertung auf gute 2 Minuten auf Kim und 3 Minuten auf Karl vergrößerte. Mario auf Rang vier lag bereits über eine Viertelstunde zurück.

 

20.08. - Straßenrennen: Grafendorf, 56,1km

 

Die Anstrengungen des Vortages spürte ich noch in den Beinen und wegen des großen Vorsprungs in der Gesamtwertung wollte ich an diesem Tag das Rennen ruhig angehen und lediglich ein Auge darauf haben, dass Kim und Karl keine Zeit gut machen. Um das gelbe Trikot würdig zu repräsentieren, leistete ich meinen Anteil an der Führungsarbeit in der wiederum gemischten Gruppe aus Hobby 1/2, allerdings ohne mich dabei zu sehr zu verausgaben. Nur einmal gab es eine gefährliche Situation, als Michael bei der Wende in Mönichwald angriff und Kim und Karl mit sich zog, was mich zur Nachführarbeit veranlasste, da das Tempo in der Gruppe einzuschlafen drohte. Auf den letzten Kilometern wollte wieder niemand vorne fahren und so fuhr ich in gemäßigtem Tempo vorne weg und ging an der Spitze der Gruppe in die letzte Abfahrt. Diese führte unmittelbar in den nur 200m langen, steilen Schlussanstieg und aus der führenden Position heraus konnte ich überraschend leicht alle anderen hinter mir halten und meine zweite Etappe gewinnen.

 

21.08. - Bergsprint: Hartberg Hauptplatz – Schloss Neuberg – Ringstraße, 5,4km

 

Der Bergsprint war im Vergleich zum Vorjahr um etwa 1km verlängert worden, damit im Zielbereich mehr Platz für die nach und nach eintreffenden Fahrer vorhanden war. Die ersten 2km waren noch leicht ansteigend bis wellig, danach begann der eigentliche Anstieg und der letzte Kilometer war wiederum wellig mit sogar einer kleinen Abfahrt.

Insgesamt waren 260 Höhenmeter zu überwinden. Die Klassen Hobby 1/2 starteten um 14 Uhr als Erste. Für diesen Tag hatte ich mir viel vorgenommen und so ordnete ich mich gleich in den ersten Positionen ein.

Bis zum Anstieg herrschte noch die Ruhe vor dem Sturm, dann machte Michael jedoch sofort ordentlich Tempo. Im Steilstück übernahm ich die Führungsarbeit und versuchte, mit konstantem Druck weiter zu fahren.

Wenig später verriet mir der Blick zwischen den Beinen nach hinten, dass sich hinter mir langsam aber sicher eine kleine Lücke auftat. Dies nahm ich zum Anlass, die Schlagzahl noch einmal leicht zu erhöhen und konnte so bis zum Ende des Steilstückes einen beruhigenden Vorsprung heraus fahren. Die letzten 2km habe ich nicht mehr mit allerletzter Konsequenz durchgezogen, kam aber dennoch mit einer knappen halben Minute Vorsprung auf Michael im Ziel an.

 

In der Gesamtwertung betrug mein Vorsprung nun etwa 2:40 Minuten auf Kim, Karl lag eine weitere Minute dahinter. Für das Zeitfahren am Schlusstag schien also alles klar, zumal ich als Letzter unmittelbar hinter meinen Konkurrenten starten durfte.

 

22.08. - Zeitfahren: Unterrohr – Neudau – Unterrohr, 17,5km

 

In Unterrohr (ein passender Name für ein Radrennen) startete mit dem Zeitfahren die letzte Etappe der Radsportwoche. Kurz vor dem Start erfuhr ich, dass an dem Tag einige Kamera-Motorräder unterwegs waren – eines davon sollte mich zu großen Teilen begleiten! Das Zeitfahren selbst lief wie erwartet: Kurz vor der Wende hatte ich Kim, der 30 Sekunden vor mir gestartet war, sowie den relativ schwachen Zeitfahrer Mario eingeholt. Auch Karl und Thomas überholte ich auf dem zweiten Teilabschnitt. Ebenfalls nicht unerwartet war, dass es dennoch nicht für den Sieg reichte, denn Michael ist im Zeitfahren ein klein wenig stärker als ich und holte sich so mit 13 Sekunden Vorsprung am letzten Tag doch noch seinen Tagessieg.

 

Endstand Gesamtwertung

 

1. Philipp  7:13:13

2. Kim         +   4:05

3. Karl        +   5:45

4. Mario   +  22:24

5. Alexey  +  31:49

6. Syd         +  47:56

7. Thomas  +2:05:54

Grüße

Philipp

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