XXALPS 2003


09.02.2004

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2.140 Kilometer, 53.036 Höhenmeter von Liechtenstein über Österreich, Italien, Schweiz und Frankreich an die Cote d'Azur.
Dazwischen erheben sich 44 mächtige Alpenpässe.

Der Start erfolgte am Sonntag, dem 24. August um 10 Uhr vor dem Schloss in Liechtenstein. Mit dem Bewusstsein in den nächsten 5-6 Tagen nur ein Minimum zu schlafen und mindestens 22 Stunden täglich auf dem Rad zu sitzen und über diese riesigen Hürden zu radeln, konnte ich die letzte Nacht vor dem Start nicht mehr schlafen. Ich tankte aber schon viele Tage vor dem Start die notwendigen Stunden an Schlaf.

Viele Menschen fragten mich warum ich mir solche Strapazen antue.

Ich antworte immer: „Für mich sind solche Unternehmungen eine Bereicherung in meinem Leben“.

Es ist eine Art Lebensschule für mich unter extremsten Bedingungen einen klaren Kopf zu behalten und das Ziel vor Augen zu erreichen und davon nicht abzuweichen.

Es ist für mich sehr schön zu sehen mit welchen bescheidenen Dingen man im Leben auf einmal auskommt. Nach 20-30 Stunden im Sattel reicht z.B. eine harte Holzbank am Straßenrand oder eine Straßenbegrenzungsmauer um mich zu Ruhe zu legen und zufrieden zu sein.

Außerdem möchte ich beweisen, dass es mit unserer Lebensweise möglich ist, solche Extremleistungen ohne jeglichen körperlichen Schaden zu absolvieren.

Mein Bruder und ich nehmen absolut keine aufputschenden Mittel zu uns.

Nur vollwertige Lebensmitteln stehen auf unseren Ernährungsplan und nur diese sind in der Lage unseren Körper mit allen wichtigen Elementen zu versorgen.

Cirka 14-15.000 Kalorien und ca. 10-15 Liter Flüssigkeit brauchte ich an einem Tag als Energieversorgung.

Der Körper muss dabei eine unglaubliche Verdauungsarbeit verrichten.

Auch das ist eine fixe Einstellung für uns ohne intravenöse Nahrung auszukommen.

Die Stimmung auf der Strecke schwankten zwischen Hochgefühlen und Verzweiflung. Die Nacht forderte immer den Kampf gegen den Sekundenschlaf, die Bergkulissen verschwanden im Dunklen und nur der weiße Lichtkegel meines Betreuerautos begleitete mich mit meinen Gedanken auf der Fahrt.

Nach ca. 20 Stunden machte ich die erste Pause. Es ist alles in Ordnung: keine Schmerzen in den Knien, keine Probleme mit den Sitzflächen und auch der Wille ist okay. Nudeln mit Tomatensauce, dazu grüner Salat standen schon am Tisch unseres Campingbusses. Gleich nach dem Essen legte ich mich für ca. eine Stunden nieder während Dietmar, mein Masseur, meine Oberschenkel knetete. Das Fahren ohne Pause wäre unverantwortlich, da die langen Abfahrten höchste Konzentration abverlangten.

Am Timmelsjoch verließen wir Österreich und die Dolomitenpässe warteten schon auf mich.

„Immer wieder redete ich mit mir selbst und sprach mir Mut und Geduld zu. Ich wurde mit dem Ziel in Isola 2000 „eins“. Ich stellte mir den Zieleinlauf bildlich dar und so bewegte ich meinen Körper weiter“.

Das Stilfserjoch auf 2.757m Seehöhe war der letzte italienische Pass . Bereits ca. 20.000 Höhenmeter lagen hinter mir, noch nicht einmal die Hälfte der Gesamthöhenmeter.

Unendlich lange schienen die Anstiege zu dauern. Die 30 Kilometer auf den Berninapass verlangten von mir große Geduld und Ausdauer ab.

Inzwischen montierten meine Betreuer zwei Musikboxen auf unseren Mercedes V Klasse Base Car. Mein Herz begann zu lachen als italienische Musik aus den beiden Boxen ertönte. Neue Motivation peitschte mich nach vorne und ermutigte mich.

Trotz traumhaften Wetters und grandioser Landschaft würde mein Körper schon längst aufgehört haben in die Pedale zu treten, aber mein Geist war noch frisch und motiviert und er übertrumpfte meine müden Beine doch weiter zu treten.

Maloyapass, Splügenpass, Bernandinopass, Lukmanierpass, Oberalppass, St.Gotthardpass, Nufenenpass, Grimselpass waren die Schweizer Giganten und ich ließ sie hinter mir.

Der ständige extreme Temperaturwechsel im Tal (+35°C) und am Berg (+4°C in der Nacht) machte dem Organismus sehr zu schaffen.

Am Col du Pillon war es dann soweit als mein rechtes Knie zu schmerzen begann. Es kündigte sich eine Entzündung an.

Sofort stieg ich vom Rad und ich wurde von Dietmar behandelt.

Aber nicht genug damit wurde ich in der nächsten Schlafpause knapp vor Martigny mitten im Vollschlaf aufgeweckt und ich wusste mit meiner Situation nichts anzufangen. Es war eine komplett neue Erfahrung für mich. Ich bekam alles mit, jedoch nur wie in einem Halbschlaf. Ich taumelte umher und wusste nicht warum ich am Rad sitze und warum ich nicht schlafen gehen durfte, ich war ja müde.

Jörg erkannte meine Situation und wir beschlossen, dass ich mich für 2 weitere Stunden hinlege. Gott sei Dank war danach alles wieder gut.

Die Knie wurden immer schlechter und es waren noch knapp 700 Kilometer und fast 18.000 Höhenmeter vor mir.

Ich konnte nicht mehr stehen, mein Bruder Horst musste mich bei jeder Pause per Huckepack vom Campingbus auf mein Rad und umgekehrt tragen.

Alle Betreuer hatten nun alle Hände voll zu tun. Zu dem kam am Col D’ Iseran ein Wettersturz mit strömenden Regen und Kälte über uns. Meine Knie wurden zu einem echten Problem. Nach dem langen Abfahrten waren sie komplett steif und eiskalt. Mit tränenden Augen begann ich von Neuem zu treten und bewegte mein Rad auf den nächsten Pass. Ich wusste nicht mehr woher ich die Energie nahm. Sie war aber da, und auch meine Betreuer waren da , die mich wie ein „Baby“ betreuten und pflegten. „Nur nicht aufgeben…., ein Stückerl geht es schon noch…“ dachte ich mir immer wieder. Viele Gedanken sausten mir bei dieser irren Plagerei durch meinen Kopf. Ich dachte dabei immer an die schönen Erlebnisse in den letzten Jahren und an die Menschen, die mich begleiteten.

Am Col du Galibier überraschte mich Gabi bei eisiger Kälte mit einem „Grenadiermarsch“ im Campingbus. Ich genoss jeden Bissen. Ich konnte direkt merken wie wieder Energie in meinen Körper floss. Sie schaute mich an und lächelte und zwinkerte mir zu. Es war so wichtig für mich so tolle Menschen um mich zu haben.

Am vorletzten Pass (Col de la Bonette), der mit 2.802 m Höher der Höchste unter allen war passierte dann wohl die gefährlichste Situation.

Es war Nacht (22:11 Uhr), ich konnte nur durch die Scheinwerfer des Basecar die Straße sehen. Schon seit den letzten 30 Minuten vor der Passhöhe kam starker Wind auf. Plötzlich knapp vor der Passhöhe erfasste mich eine Böe und hob mich vom Rad. Horst und Christian reagierten sofort und warfen sich auf mich. Der Wind war so stark dass faustgroße Steine umherflogen und ein Fahren unmöglich machte. Laut Reglement durfte ich mich jedoch an keinem Betreuer und Betreuerfahrzeug anhalten, und so zerrte ich mein Rad die letzten 50 Höhenmeter auf die Passhöhe. Die Abfahrt fuhr ich in der Obhut der Betreuerautos. Ich war mir der Gefährlichkeit des Berges bewusst. 1993 fuhren mein Bruder auf diesen Pass und wir sahen die tiefen Abgründe. Leitschienen oder sonstige Einrichtungen waren nicht vorhanden. Es ging alles gut.

Nach 5 Tagen, 16 Stunden und 15 Minuten erreichte ich mit Tränen in den Augen das Ziel in Isola 2000 auf 2.000 Meter Höhe.

Ich belegte den 4.Platz und war total zufrieden.

Meine Schmerzen waren zuletzt fast unerträglich, trotzdem kam ich mit einem Lächeln im Gesicht an, bestätigte der Veranstalter Andy Wenzel.

Ich hatte es hinter mir und ich bin glücklich und stolz es geschafft zu haben.

Ein großer Stein fiel mir vom Herzen.

Einen großen Dank möchte ich an mein Team aussprechen, denn ohne diesen Menschen wäre diese Leistung nie möglich gewesen.

 

Mein Bruder Horst Ernährung

Gabriele Donner Betreuung

Christian Klauscher Fahrer

Karl Krisper Fahrer

Jörg Krasser Filmer

Dietmar Gogg Masseur